Betreutes Fernsehen (05.01.2020)

Pünktlich zum Jahresanfang war es mal wieder soweit, mir wurde, pünktlich natürlich, der Rundfunkbeitrag für das Jahr 2020 abgebucht – schlanke 210 Euronen, die fortan in der Haushaltskasse fehlen. Dabei schaue ich äußerst selten ARD oder ZDF oder ihre angeschlossenen Funkhäuser…

Warum ich sie nicht schaue, außer Dokumentationen etc.? Mir fällt inzwischen immer häufiger das Moralisierende oder auch das Belehrende auf, das in vielen Nachrichtensendungen durchschimmert, auf. Sei es das „heute-Journal“, sei es zuletzt auch das „Oma-Gate“ vom WDR, sei es das Verhalten in der Ausgestaltung politischer Talkshows (Exklusiv-Sendungen zur Selbstvermarktung von Merkel; übermäßig häufiges Auftreten von Grünen-Politikern sowie deren Sympathisanten; Ausgrenzung von AfD-Politikern). Natürlich ist das ein subjektiver Eindruck, der aber auch immer wieder neue Nahrung bekommt.

Beispiel hierfür ist z. B. das „Framing-Manual“, das die ARD beim Institut „Berkeley-International Framing Institute“ in Auftrag gegeben hat. Ich habe, zugegeben, nicht die Zeit gehabt, alle 89 Seiten zu lesen, aber die ersten Seiten bestehen aus diversen Sätzen, die sinngemäß aussagen „Wie überzeugt man die Bürger Deutschlands, die ARD für toll, super und unverzichtbar zu halten?“. Der WDR spart sich so etwas und lobt sich lieber gleich in seinem Geschäftsbericht, wie die NZZ berichtet – dort heißt es: „Wir sind der Kitt für das Zusammenleben in NRW.“ Ich habe reingeschaut – es steht dort wirklich drin.

Tja, WDR, wie soll ich euch das jetzt sagen: SO unverzichtbar, wie ihr euch offenbar haltet, seid ihr für mich oder auch NRW nicht – es offenbar aber eine ganze Menge über euer Selbstverständis.

Offenbar halten sich große Teile des öffentlichen Rundfunks in Deutschland für eine Art von „Über-Moral“, ohne die das gesellschaftlich-kulturelle Zusammenleben in Deutschland nicht funktionieren kann. Der Bürger soll – mehr oder weniger behutsam – in die „richtige“ Richtung gelenkt werden – wie diese aufseiten des ÖR gesehen wird. Das hier viele Sichtweisen dominieren, mit denen zumindest ich mich nicht wirklich anfreunden kann – geschenkt. Aber das ich dafür dann auch noch zahlen muss, dafür für viele Dinge, die meiner Ansicht nach nicht Bestandteil des ÖR seien müssen, das sehe ich nicht wirklich ein.

Deutschland leistet sich den teuersten öffentlichen Rundfunk der Welt, derzeit kostet er uns ca. 8 Milliarden Euro im Jahr. Objektivität ist verloren gegangen, in den letzten Jahren zunehmend, da auch parallel dazu in der Gesellschaft verschiedene Strömungen (rechts wie links) erstarken, die wohl aus Sicht der Verantwortlichen des ÖRs gelenkt werden müssen. Dies ist ja auch nicht verwunderlich, wenn man die enge Verzahnung zwischen ÖR und Politik bedenkt (Stichwort: Politiker in Rundfunkräten, exemplarisch hier des ZDF; ich zähle etwa 14-15 Politiker dort, von 60 Personen).

Nochmals betont: Ich vermisse bei den Öffentlichen allgemein den kritischen Journalismus, speziell bei Themen in Bezug auf die Energiewende und auch nach wie vor auf die Flüchtlingspolitik. Das kritische Hinterfragen der Regierungspolitik fehlt weitgehend. Niemand stellt die Frage, was an Tagen ohne Wind und/oder Sonne passieren wird. Woher kommt dann der Strom? Wer bezahlt ihn? Kommt er aus Gaskraftwerken? Wann werden diese gebaut? Wer bezahlt diese? Wann wird es ausreichende Stromspeicher geben? Wer bezahlt diese? Wann sind diese verfügbar? Usw. usf. , und das ist nur ein einziges Themengebiet bezogen!

Wenn der ÖR sich für dermaßen unverzichtbar hält, dann soll er auch im Bereich seiner Kernkompetenzen liefern – und das tut er zurzeit meiner Meinung nach nicht wirklich! Für ein überdimensioniertes Unterhaltungsprogramm, kombiniert mit einer eher schwachen journalistischen Leistung, bin ich definitiv nicht bereit, 210 Euro im Jahr in Form einer Zwangsabgabe zu zahlen! Dass das auch noch seitens des Bunderverfassungsgerichts legitimiert wurde, dazu noch mit einer höchst wohlwollenden Urteilsbegründung, macht die Sache nicht wirklich besser, sondern verstärkt eher das Gefühl der Hilflosigkeit.

Aber hier hat die Politik nicht wirklich Interesse, irgendetwas zu ändern. Traurig.